Working Out Loud

Zusammenarbeit verbessern & Innovationskraft stärken: Selbstorganisiert & vernetzt wachsen.

Eine Methode von John Stepper & Circles in über 60 Ländern

Beim Begriff "Working Out Loud" (WOL) dachte ich lange Zeit an Alphamännchen, die sich auf die Brust schlagen und dazu herumbrüllen, wie toll sie eigentlich sind. Völlig uninteressant für mich und irgendwie auch voll daneben, dachte ich. Mit dieser Einschätzung lag ich allerdings voll daneben. 

Mehr und mehr vernahm ich enthusiastische Stimmen zu WOL, was mich weiterhin skeptisch bleiben ließ. Und ich fragte mich, was eigentlich der Unterschied zu dem Konzept des Erfolgsteams nach Barbara Sher ist. Eine Methode, die ich aus eigener Erfahrung bereits kannte und schätzte. Irgendwann kam das Thema Working Out Loud dann so nahe an mich heran, dass ich mich für "Na gut, dann probier ich das jetzt einfach aus" entschied. Was – wie meistens – eine gute 'Idee war. 

Tatsächlich ist Working out loud, kurz WOL bestens dazu geeignet, die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken und Karriere und Leben nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Denn WOL ist eine kollaborative Methode, um eigene Ziele zu erreichen – in einer Kultur des Netzwerkens, in der Verbundenheit, Vertrauen und Gemeinschaft wachsen können. 

Wie bei den Erfolgsteams handelt es sich bei Working out loud um eine Peer Coaching Methode. Aus meiner Erfahrung mit beiden Methoden kann ich sagen: WOL finde ich tatsächlich noch interessanter als ein Erfolgsteam. Letzteres hat eine klare und wiederkehrende Struktur. Bei WOL gibt es für jede Woche einen eigenen Leitfaden (Circle Guide), der sehr detaillierte Vorschläge und Instruktionen beinhaltet, die zudem regelmäßig aktualisiert werden. Insgesamt umfassen die Circle Guides rund 30 Übungen zur wertschätzenden Zusammenarbeit sowie Anleitungen dazu, Wissen zu teilen, wertschätzend zu kommunizieren und vernetzt zu arbeiten. Dabei gibt es oft Alternativen zu den Aufgaben und die Erlaubnis, eine Aufgabe zu überspringen, wenn sie nicht passend scheint. 

Warum ist Working Out Loud so interessant? 

Abgesehen davon, dass sich Working out loud ausgezeichnet dazu eignet, den eigenen Zielen auf der Spur zu bleiben und sie zu erreichen, sehe ich noch 4 weitere Vorzüge: 

  1. In den Circles kann mensch selbstorganisiertes und vernetztes Lernen erleben und die Fähigkeiten, die dazu gebraucht werden, lernen und ausbauen.
  2. WOL hilft, Vielfalt als bereichernd wahrnehmen: Mehr Perspektiven liefern mehr Ideen und die Erkenntnis: Die eigene Lösung ist nicht immer die beste und für andere nicht immer die passende.
  3. WOL unterstützt Menschen sehr darin, das eigene Netzwerk zu erweitern und das nicht mit dem Ziel der platten Selbstoptimierung, sondern um vertrauensvolle Beziehungen zu gestalten, in denen sich lernen und wachsen lässt.
  4. WOL sorgt für eine Erweiterung der persönlichen Komfortzone und hilft dabei, die Gewohnheit zu entwickeln, eigenes Wissen sichtbar zu machen, aber auch Fragen, Herausforderungen und Empfehlungen im Netzwerk zu teilen.

 

Working Out Loud ganz praktisch

4-5 Menschen bilden eine Circle - innerhalb eines Unternehmens oder aus verschiedenen Unternehmen. Sich nicht allzu gut zu kennen, kann dabei durchaus ein Vorteil sein. Jede teilnehmende Person formuliert ihr persönliches Ziel. Es kann sich dabei um ein berufliches Ziel handeln, muss es aber nicht. Das Ziel sollte nicht zu groß und nicht zu klein sein, so dass mensch ihm in 12 Wochen ein gutes Stück näher kommen bzw. es erreichen kann. Es kann darum gehen, ein Problem zu lösen, eine Herausforderung zu meistern, sich neues Wissen oder eine neue Fähigkeit anzueignen. 

Dieser Circle trifft sich eine Stunde pro Woche. Die Treffen finden über 12 Wochen hinweg statt - analog oder digital oder im Wechsel. Für jede Woche gibt es einen eigenen Circle Guide als Leitfaden. Auf diese Weise unterstützen sich die Teilnehmenden im Circle gegenseitig dabei, den jeweils individuellen Zielen näher zu kommen.

Eine Haltung und Arbeitsweise zugleich

Ein Working Out Loud Circle bietet eine geschützte Atmosphäre, direktes wertschätzendes Feedback und kann langfristige vertrauensvolle Beziehungen stiften. 

Der Circle ermöglicht es den Teilnehmenden, auf kommunikativer und kollaborativer Ebene Silos aufzubrechen, Wissen transparent zu machen und aktiv zu teilen, besser zu kommunizieren und effizienter zusammenzuarbeiten.

John Stepper hat ein Konzept entwickelt, dass sich gut im Unternehmenskontext umsetzen lässt und dafür 5 Prinzipien formuliert: 

  1. Beziehungen: Die Bereitschaft, einen intensiven Austausch zu pflegen und anderen zuzuhören
  2. Großzügigkeit: Eigenes Wissen mit den anderen zu teilen und sie auf ihrem Weg zum Ziel zu begleiten
  3. Sichtbarkeit: Die eigene Arbeit für andere verständlich machen
  4. Zielgerichtetes Verhalten: Das eigene Handeln auf das selbstgesetzte Ziel hin ausrichten 
  5. Wachstumsorientiertes Denken: Möglichkeiten erkennen und neue Wege gehen 

Mit der Brille unseres Konzepts der 6 Haltungen gesehen, eignet sich die Zusammenarbeit, die Working Out Loud initiiert ausgezeichnet dafür, die relativierend-individualistische Haltung zu üben. 

Mehr zum Modell der sechs Haltungen hier >>

 

Wo wird WOL praktiziert? 

In vielen Unternehmen hat sich WOL mittlerweile etabliert, z.B. auch in deutschen Konzernen wie Bosch, Continental, BMW, Daimler und Siemens. Viele Circles bilden sich auch unabhängig von Unternehmenszugehörigkeiten und/oder quer durch die Republik. Working out loud Circles gibt es momentan in 64 Ländern von Argentinien bis Vietnam. 

Wie finde ich einen WOL-Circle?

  1. Dabei kann die WOL-Community helfen.
  2. Für Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind, startet gerade ein speziell angepasstes Programm. Mehr dazu hier >> 
  3. Kolleg:innen oder Bekannte zu fragen ist natürlich ebenfalls eine gute Idee. Die Circle Guides gibt es hier >>

 

Weitere Artikel zu Working out loud

  1. "Methode Working Out Loud (WOL) - Wissen teilen und miteinander lernen" (Artikel in der NZZ)
  2. "Von der Graswurzel zur blühenden Wiese - Erfolgsrezepte für die Entwicklung einer Vernetzungskultur mit Working Out Loud" (Artikel von Sabine Kluge bei LinkedIn)
  3. "Working Out Loud: Wie der offene Austausch Ihre Arbeit beflügelt" (Beitrag im Blog der haufe-Akademie) 
  4. "Mach deine Arbeit sichtbar! So funktioniert Working Out Loud"(Beitrag im Tandemploy-Blog)

  5. Im Oktober 2020 erscheint im Vahlen Verlag die erste deutsche Ausgabe von John Stepper´s Buch "Working Out Loud". Mehr dazu hier >>

 

Podcast zu WOL mit Katharina Krentz #FrauenStärken

Die von John Stepper entwickelte Methode wurde in Deutschland auch durch das Engagement von Katharina Krentz bekannt. Um Frauen in der Corona-Pandemie zu unterstützen, hat Katharina gemeinsam mit Kolleginnen Anfang 2021 das WOL-Programm #FrauenStärken gestartet. Ihr fiel auf, dass Frauen durch die Pandemie besonders belastet sind und in alte Rollenbilder zurückgedrängt werden. Diese Erkenntnis verknüpfte sie mit der Beobachtung, dass Länder, die von Frauen geführt wurden, besser durch die Pandemie kamen. So kam sie auf die Idee, ein Working Out Loud Programm speziell für Frauen zu gestalten, um sie dabei zu unterstützen, sichtbarer zu werden und sich strategischer zu vernetzen. 

Gerade in krisenhaften Zeiten werden feminine Qualitäten wie Resilienz, Mut, Flexibilität, Zuhören und Zusammenarbeit immer relevanter. Diese Qualitäten werden im WOL-Prozess gefördert und weiterentwickelt. Die gesellschaftliche Relevanz von solch kollaborativen Netzwerken wird dadurch immer größer. Was WOL bei Katha selbst verändert und angestoßen hat, erzählt sie anhand vieler Beispiele. Sie zeichnet uns ihren eigenen Entwicklungsweg nach. 

 

 

Vernetzung zwischen Menschen, die WOL praktizieren

  1. Auf LinkedIn gibt es natürlich eine (deutschsprachige) WOL-Gruppe
  2. Auf Twitter bietet sich #WOL und @wol_de an. 

Bleibt mir nur noch, Ihnen soviel Freude, Erkenntnis und Beflügelung zu wünschen, wie ich es erlebt habe. Und eins kann ich Ihnen versprechen: Sie wundern sich dann nicht mehr über Menschen, die einer Schwangerschaft gänzlich unverdächtig sind und Sätze sagen wie: "Ich bin jetzt in der 10. Woche" ;-)

PS: Mein persönlicher und großer Dank geht an meinen Circle mit Carolin, Elina und Elisabeth. Für die 12 Wochen Circle und für alles, was seitdem zwischen Frankfurt, München und Regensburg wächst und gedeiht. Denn es steht ja nirgendwo, dass mensch nach den 12 Wochen keinen Kontakt mehr miteinander haben darf 8-)