Geschichten machen Geschichte lebendig

Gastbeitrag von Anne Sengpiel

So bringt es Doris Dörrie in "Leben, schreiben, atmen – eine Einladung zum Schreiben" zum Ausdruck (Diogenes 2019)

Erinnerungen sind in unserem Gehirn nicht linear an Zeitstrahlen aufgereiht. Sie sind mal hier, mal da abgelegt: Erlebnisse werden mit Gefühlen verknüpft, mit Gerüchen garniert oder Farben markiert. Und in Sekundenschnelle wird eine Brücke geschlagen: Von dem Ausbüchsen zum Tante-Emma-Laden, zum großen Glas mit Himbeerbonbons und dem auf den Pfennig genau abgezähltem Spardosen-Kleingeld. Und wie war das noch mit den Weihnachtsplätzchen, die immer auf Omas Kleiderschrank standen und in geschwisterlicher Gemeinschaftsaktion regelmäßig vor den Festtagen in kleinen Raubzügen bis Heilig Abend geplündert wurden?

Erinnerungsarbeit funktioniert genauso. Eine Geschichte taucht auf und schon gesellt sich die nächste dazu, die man zuvor gar nicht mehr präsent hatte. Das erlebe ich immer wieder, wenn ich mit Unternehmern und in Unternehmen deren Geschichten Ausdruck verleihe. Denn es sind die vielen kleinen Alltagsgeschichten, die das einfangen, was ein Unternehmen ausmacht. Deshalb ist es wichtig, einfach mit dem Erzählen anzufangen.

Es lohnt sich auf jeden Fall auch, weit in die Unternehmensgeschichte zurückzublicken

  • So erfahren wir in Erzählungen des Gründers aus erster Hand etwas über seine Motivation, das Unternehmen zu gründen: das beste und leckerste Bier, die erste Waschmaschine, die wirksamste Erkältungstinktur.
  • In Geschichten über die – früher in Familienunternehmen gelebte – Fürsorgepflicht gegenüber den „Leuten“ lernen wir, was unternehmerische Verantwortung damals hieß und heute noch bedeutet.
  • Und ein Qualitätsversprechen steht für mehr als einen Werbeslogan. Der Gründer selbst liebt sein Produkt und steht dafür ein.
  • Die Geschichte des Unternehmens wird zur Identifikationsmöglichkeit: „Schon der Urgroßvater meines Chefs hat hier die ersten Maschinen gebaut.“ Mitarbeiter fühlen sich als Teil des Unternehmens, die Bindung wird gestärkt.

Und noch etwas zeigen uns Telefonate mit der Vergangenheit:  Unternehmen wandeln sich – schon immer. Auch vor 150 Jahren stand Change an der Tagesordnung. Man nannte es nur noch nicht so.

Mit Storytelling können Sie Vergangenheit in die Gegenwart holen und den aktuellen Change begleiten – früher nannte man das Geschichten erzählen.