Selbstverwirklichung, ausgeglichene Work-Life-Balance oder Karriere, welche Erwartungen haben Sie an Ihre Arbeit?

Junge Leute wollen keine Karriere machen, sondern sich in erster Linie selber verwirklichen?

Eine ausgeglichene Work-Life-Balance ist etwas für Lehrer und Sozialpädagogen?

Und Leistungsdenken etwas für Karrieristen? Wer in seiner Arbeit Sinn und Erfüllung sucht, soll zu Oxfam gehen? Solche Klischees sind natürlich Blödsinn! Trotzdem halten sich gewisse Vorurteile hartnäckig. Die Studie „Wertewelten Arbeiten 4.0“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales räumt damit auf.

Die Befragung von bundesweit 1.200 Personen über die Bedürfnisse und Erwartungen an ihre Arbeit identifiziert als Ergebnis sieben so genannte Wertewelten: Sicherheit, Gemeinschaft, Wohlstand, Höchstleistungen, Selbstverwirklichung, Work-Life-Balance und Sinn. In Worten und Zahlen ausgedrückt heißt das: 28% der Befragten erwarten von ihrer Arbeit finanzielle Sicherheit. Sie wollen ohne materielle Sorgen in einer sicheren Gemeinschaft leben können. Für 9% bedeutet ihre berufliche Tätigkeit in erster Linie Wertschätzung, Teilhabe, Zusammenhalt und damit Zugehörigkeit zu einer (solidarischen) Gemeinschaft. 15% streben durch (Arbeits-)Leistung nach Wohlstand und sind überzeugt, dass dies möglich ist, wenn man sich wirklich anstrengt. Für 11% bietet ihre Arbeit die Möglichkeit, engagiert Höchstleistungen zu erbringen. Sie übernehmen gerne Verantwortung und nutzen Druck als eine Art Katalysator. 10% sehen in der Arbeit die Chance zur Selbstverwirklichung, 14% ist eine ausgeglichene Work-Life-Balance wichtig und 13% suchen einen Sinn in ihrem Tun. (In diesem Selbsttest können Sie herausfinden, zu welcher Gruppe Sie gehören.) Interessanterweise lassen sich diese Werte nicht eindeutig soziodemografischen Merkmalen wie Alter, Einkommen oder Ausbildung zuordnen. Zwar sind Tendenzen erkennbar, die sind jedoch marginal und deshalb vernachlässigbar. Damit zeigt diese Studie vor allem eines: eine Vielfalt von Bedürfnissen und Erwartungen sowie die Komplexität unserer Arbeitswelt.

In dieser Arbeitswelt ist bereits vieles möglich: flexible Arbeitszeiten und -orte, verschiedene Arbeitsformen, Mitbestimmung und individuelle Entwicklung. Ein Fazit aus der Studie lautet:

Wir sind auf dem Weg in eine Arbeitswelt, in der man sich mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten immer wieder neu erfinden und viele spannende Dinge tun kann.

Sollen Menschen in Zukunft noch mehr so arbeiten können, wie es ihren Bedürfnissen entspricht, wie sie am produktivsten sind und wie sie ihre persönlichen Ziele erreichen, braucht es im Grund nicht viel. Was es jedoch braucht, ist Mut, diesen Weg zu gehen, auch wenn er manchmal steinig ist, und Vertrauen in sich selbst, die anderen und die Sache. Damit neue Möglichkeiten entstehen, sind Vorgesetze und Mitarbeiter gleichermaßen gefordert. Für Erstere gilt es, offen zu sein, Bedürfnisse wahrzunehmen und Bedingungen zu schaffen, diese zu erfüllen. Und Letztere müssen ihre Arbeitswelt aktiv mitgestalten, indem sie sich ihre Bedürfnisse bewusst machen, Erwartungen formulieren und an deren Umsetzung arbeiten.