Die gemeinschaftsbestimmt-konformistische Haltung

Die zweite Phase der Ich-Entwicklung: Wir halten uns an die Regeln und machen, was man uns sagt.

Bloß nicht aus der Reihe tanzen – was sollen die Nachbarn denken!?

Richtig und falsch, Regeln und Ordnung - davon sind unsere Jahre in der Kindheit und Jugend geprägt. In der Schule und zu Hause bekommen wir Regeln, die es zu akzeptieren und befolgen gilt. Wir stellen das nicht in Frage und akzeptieren persönliche Einschränkungen, um dazuzugehören. Wir wollen wie die anderen sein und zu einem "Wir" dazugehören. Das Kollektiv ist uns wichtiger als das Individuum. Wir arbeiten nach Vorschrift und versuchen dem zu entsprechen, was man vermeintlich zu sein hat. Wir halten uns an Rede- und Denkverbote und sind noch in der Opferrolle gefangen. null

Typische Glaubenssätze der gemeinschaftsbestimmt-konformistischen Haltung

"So haben wir das schon immer gemacht."

"Was sollen bloß die Nachbarn denken?"

"Bloß nicht aus der Reihe tanzen."

"Der liebe Gott sieht alles."

"Vorsicht ist besser als Nachsicht."

"Was der Bauer nicht kennt, dass isst er nicht."

Unsere Identität wird stark durch das "Wir" geprägt und weniger durch Individualität. Gehorsam und Unterordnung sind in der gemeinschaftsbestimmt-konformistischen Haltung vorherrschend. Unsere eigenen Gefühle und unser Innenleben sind für uns noch schlecht greifbar. Wir können Kritik akzeptieren, wenn sie sich auf Prinzipien bezieht, die extern festgelegt wurden. Traditionen werden eingehalten und gelebt, ohne sie zu hinterfragen. Unsere Bedürfnisse in dieser Haltung sind Geselligkeit, Harmonie und Fairness. 

Lieber ineffizient arbeiten als zu hinterfragen und anzuecken

In der Arbeitswelt sind Menschen in dieser Haltung von dualistischem Denken geprägt. Sie brauchen Regeln und Ordnung, denen Sie folgen können. Selten werden eigene Ansichten und Bedürfnisse formuliert. Gehorsam und Pflichtgefühl sind ihnen wichtig. Sie haben Schuldgefühle, wenn sie glauben, die Erwartungen nicht erfüllt zu haben. Sie wollen ungern Verantwortung übernehmen und ordnen sich gerne unter. Es wird lieber endlos ineffizient gearbeitet, als sich den Vorschriften zu wiedersetzten und ein Risiko einzugehen. Kritik wird als Schuldzuweisung gesehen, da wir in dieser Haltung Angst haben, durch "falsches" Verhalten nicht mehr dazuzugehören.  

Beispielhafte Denkweisen der gemeinschaftsbestimmt-konformistischen Haltung

"Was mich in Schwierigkeiten bringt ist Dummheit."

"Erfolg ist, wenn alle glücklich sind."

"Regeln sind unabdingbar und unbedingt notwendig."

"Wenn ich an meine Grenzen stoße, soll die Firma es nicht merken."

"Mein Gewissen plagt mich, wenn ich ungerecht war."

Gefangen in gemeinschaftsbestimmt-konformistischen Systemen

Viele politische Bewegungen sind beispielhalft für die gemeinschaftsbestimmt-konformistischen Haltung. Der Nationalismus, der Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts prägte, war eine gemeinschaftsbestimmt-konformistisch orientierte Bewegung. Es ging darum, dazuzugehören. Mit dem "falschen" Stammbaum oder "abweichenden" äußeren Erscheinungsbild gehörte man nicht mehr zum großen "Wir". Der innere Antreiber, Teil dieser nationalistischen Bewegung sein zu wollen, war bei vielen die Angst vor Gesichtsverlust und Bestrafung. Die Menschen hielten sich an unsinnige Vorschriften und Strukturen. "Ich bin nicht verantwortlich, ich führe nur Vorschriften aus. So ist das, da kann man eh nichts machen."

Auch in der Berufswahl waren Menschen lange Zeit gefangen. Zünfte legten fest, wer welcher Tätigkeit nachgehen darf. Jeder Berufsgruppe war eine Kleiderordnung zugeteilt, die sie kennzeichnete. Heute gibt es in Indien noch das ähnlich geprägte Kastensystem. In der Kaste, in die du hineingeboren wirst, hast du zu leben und ihren Anforderungen zu entsprechen. Dies zu hinterfragen würde an den Grundsätzen der Vorstellung rütteln, wie die Welt in Indien funktioniert. 

Sinnvollen Regeln folgen

Es gibt Situationen, in denen es sinnvoll sein kann, der gemeinschaftsbestimmt-konformistischen Haltung entsprechend zu handeln. Wenn wir beispielsweise mit dem Rechtssystem in Verbindung kommen, macht es Sinn, sich den Gesetzen nicht zu wiedersetzen. Der Staatsgewalt zu gehorchen ist in diesem Fall die logische Folge. Stellen wir uns vor, dass wir einen Strafzettel für falsches Parken erhalten. In diesem Fall ist es einfach, den Strafzettel zu bezahlen und nicht weiter darüber nachzudenken. Wir halten uns an die Regeln und ordnen uns ihnen unter um Teil eines sozialen, funktionierenden Rechtssystems zu sein. 

(Abbildung gehorsam gegenüber der Staatsgewalt 9 Uhr Straßenverkehr.)

Nach den Regeln kommen persönliche Ziele

Wir können unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Geselligkeit und Fairness stillen, indem wir uns und unserem sozialen Umfeld sicherer werden. Wenn wir realisieren, dass wir Teil eines "Wir" sind und wir selbst sein können, bringt uns in die nächste Haltung, die rationalistisch-funktionale Haltung. Wir denken logischer und entwickeln einen kritischen Verstand. Persönliche Ziele werden ausformuliert. Das "Ich" wird relevanter. 

Haltung entscheidet über Zukunft 

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