Die 7 Führungsstile und ihre Haltungen

Der Blick auf Unternehmenskultur und Führungsstil führt schnell zu der Frage, ob und wie das Verhalten einer Führungskraft entwickelt werden kann.

Kann mensch Führung lernen?

Diese Frage taucht früher oder später auf, wenn es um das Thema Unternehmenskultur und damit um das Verhalten von Vorgesetzten gegenüber Mitarbeitern geht. Wir sind davon überzeugt, dass zwar gewisse Grundlagen in der Persönlichkeit nötig ist, um Führungsqualitäten ausbilden, gute Entscheidungen zu treffen und Mitarbeiter mit Erfolg führen zu können. Ihren persönlichen Führungsstil entwickeln Führungskräfte jedoch vor allem durch Erfahrung, durch Entwicklung der eigenen Persönlichkeit sowie durch Training und Weiterbildung.

Deshalb ist es so wichtig, dass jede Führungskraft gezielte Unterstützung durch Führungskräfteentwicklung und Führungskräfte-Coaching erfährt. Je besser diese Maßnahmen in eine Führungsstrategie des gesamten Unternehmens eingebettet sind, umso besser entwickelt sich die Führungskultur. Denn das Unternehmen profitiert enorm davon, wenn die Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Management möglichst reibungslos funktioniert. Ob es um wichtige Entscheidungen oder das tägliche Miteinander geht. 

Wie läßt sich erkennen, welchen Führungsstil Vorgesetzte in einem Unternehmen pflegen?

Wir definieren Führungsstile weniger als Stilfrage einer Person und eher als Ausdruck ihrer persönlichen Reife zur Führung. Folgende sieben aufeinander aufbauende Haltungen des Führungsstils lassen sich aus den Forschungen der Entwicklungspsychologen Jane Loevinger und Robert Kegan ableiten. Dabei geht es im Wesentlichen darum, ob und wie Vorgesetzte Aufgaben verteilen, Entscheidungen treffen und für Motivation unter den Mitarbeitern sorgen.  

1. Der selbstorientierte Führungsstil
Die wichtigsten Kennzeichen dieses Führungsstils, der auch als autoritäter Führungsstil bezeichnet werden könnte. 

  • Führungskraft sieht den eigenen Vorteil im Vordergrund
  • Feedback wird zurückgewiesen
  • Schuldzuweisungen 
  • kurzfristige Planung – Hire-and-Fire

2. Der gemeinschaftsbestimmte Führungsstil
Eine Person mit einem gemeinschaftsbestimmten Führungsstil läßt sich an diesen Indizien erkennen

  • Regeln und Normen sind wichtig
  • Vorschriften
  • Loyalität
  • Entweder- oder Kategorien
  • feste Stellenprofile für Mitarbeiter 

3. Der rationalistische Führungsstil
Im rationalistischen Führungsstil dominieren diese Eigenschaften

  • Effizienzdenken
  • ständige Prozessoptimierung
  • feste Vorstellungen
  • Beginnende Selbstwahrnehmung
  • rationales Denken
  • kausale Erklärungen

4. Die eigenbestimmte Führung
Ein Person mit eigenbestimmten Führungsstil wirkt kooperativer, sie kennzeichnen folgenden Eigenschaften 

  • Entwickelte, eigene Werte und Ziele durch die Führung
  • Respekt vor individuellen Unterschieden
  • Förderung der Eigenmotivation der Mitarbeiter
  • innovativ
  • eigener Schatten oft noch unbekannt

5. Der relativierende Führungsstil
Der relativierende Führungsstil läßt sich an diesen Eigenschaften erkennen

  • Hinterfragen der eigenen Sichtweisen
  • größeres Bewusstsein gegenüber Konflikten
  • individuelle, persönliche Art
  • empathischer Umgang mit Mitarbeitern

6. Der systemische Führungsstil
Der systemische Führungsstil hat folgende wichtige Kennzeichen

  • Ausgebildete Multiperspektivität
  • 

systemisches Erfassen von Beziehungen
  • 

Hohe Motivation zur eigenen persönlichen Weiterentwicklung
  • Kenntnis seiner selbst und seiner Rolle

7. Der integrierte Führungsstil
Der integrierte Führungsstil zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus

  • Undogmatisch
  • Selbstaktualisierend
  • Hohes Bewusstsein gegenüber eigenem Aufmerksamkeitsfokus

AKTUALISIERUNG: 

In der Zwischenzeit haben wir dieses Modell weiterentwickelt und visualisiert. Zur besseren Übersichtlichkeit haben wir den integrierten Führungsstil nicht mit aufgenommen, da er in der Realität von Führung noch nur äußerst selten vorkommt.

Unserer Erfahrung nach befinden sich die meisten Führungskräfte im Moment noch in der rationalistischen oder eigenbestimmten Haltung. Es geht also überwiegend darum, die Haltung der Führung zu einer relativierenden bzw. zunächst eigenbestimmten Haltung in der Führung weiterzuentwickeln. 

Fragen zur Selbstreflexion als Führungskraft

  • Welcher Führungsstil entspricht Ihnen?
  • Sind Sie mit dieser Situation zufrieden? Haben Sie den Eindruck, dass auf diese Weise die Aufgaben im Unternehmen optimal organisiert sind? 
  • Welche Führungsstrategie verfolgen Sie, um die Herausforderungen der Zukunft mit Erfolg zu meistern?
  • Welche Führungsstile werden im Moment in Ihrem Unternehmen gepflegt? Agieren die Vorgesetzten eher autoritärer oder kooperativer? 

Lassen Sie sich und Ihre Kollegen im Management in Ihrem Führungsstil gern von unserem kurzen Film zum Thema Führung inspirieren.

Mehr Inspiraton zum Thema Führung und Führungsstile finden Sie hier

    Eine anschauliche und umfassende Darstellung unseres Modells der 6 Haltungen finden Sie in unserem Buch "HALTUNG ENTSCHEIDET - Führung und Unternehmenskultur zukunftsfähig gestalten" (Vahlen Verlag). 
    Das Buch enthält viele Beispiele aus der Praxis und ist für alle interessant, die die Entwicklung von Führung und Unternehmenskultur so gestalten wollen, dass sie auch morgen noch erfolgreich agieren. 

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    Zu guter Letzt noch ein paar grundlegende Literaturempfehlungen:

    • Loevinger, J. (1966): The meaning and measurement of ego development. American Psychologist, 21, 195-206.
    • Loevinger, J. (1976). Ego development. Conceptions and theories. San Francisco: Jossey-Bass.
    • Kegan, R. (1979): The evolving self: a process conception for ego psychology. The Counseling Psychologist - 8, 5-38.
    • Kegan, R. (1986): Die Entwicklungsstufen des Selbst. Fortschritte und Krisen im menschlichen Leben. München, Kindt Verlag.
    • Kegan, R. (1998): In over our heads. The mental demands of modern life. Cambridge: Harvard University Press.